Justopia

Der Name beinhaltet einerseits Justitia [lat. Gerechtigkeit], Göttin der römischen Mythologie, die bis heute als Symbol für das Ideal von objektiver, rechtsstaatliche Gerechtigkeit gilt. 
Der zweite Teil ist angelehnt an das Wort Utopie, das ist altgriechisch („ou“ = nicht, „topos“ = Ort) und bedeutet wörtlich „Nicht-Ort“. Eine Utopie steht heute für eine ideale, aber (noch) nicht existierende Gesellschaftsordnung, die oft als visionäre Alternative zur bestehenden Realität verstanden wird. 
Justopia folgt dem Ziel, aktiver Teil beim Schaffen einer gerechten und wünschenswerten Welt zu sein.

Intersektionaler Feminismus
Intersektionaler (Queer)Feminismus ist eine feministische Strömung, die sich mit der Verschränkung (Intersektionalität) von Geschlecht, Sexualität, Rassismus, Klasse, Behinderung und anderen Machtverhältnissen beschäftigt. Er hinterfragt dabei binäre Geschlechterkonzepte, heteronormative Strukturen, sowie patriarchale Unterdrückung und setzt sich für eine vielschichtige, inklusive Gerechtigkeit ein, die alle marginalisierten Identitäten berücksichtigt. Dabei betont er, dass verschiedene Formen der Diskriminierung nicht isoliert betrachtet werden können, sondern sich gegenseitig beeinflussen und verstärken, und die Bedürfnisse der besonders stark marginalisierten Gruppen im Zentrum der Forderungen stehen sollen.

Was möchte dieser intersektional feministische Verein?
Natürlich ist unser allgemeines Ziel eine gerechte Welt ohne Diskriminierung und natürlich stellt das übergreifende Ziel von Justopia die Überwindung von Diskriminierung jeglicher Art als Grundlage für ein gerechtes Miteinander. Da dies aber in naher Zukunft eher als unwahrscheinlich eingeschätzt werden kann, versuchen wir uns an Verbesserungen im Kleinen. Und da unser Ziel nur gemeinsam erreicht werden kann, dürfen konkrete Lebenslagen von Betroffenen nicht übergangen und diese Konflikte auch beim Suchen von Lösungen nicht vernachlässigt werden.
Wir starten also auf der Mikroebene, mit versuchtem Empowerment in konkreten Fällen,  dem Aufbau von Netzwerken, Workshops, Aktionen und gemeinsamer Projektarbeit.
Vor Ort bemühen wir uns um regelmäßige Veranstaltungen in verschiedenen Formen – eine moderierte teils mediierte Gesprächsrunde zu konkreten Themenkomplexen, in sicher gestaltetem Raum (teilweise FLINTA*-exklusiv gehalten), offen-assoziativen Themenabenden, Informationstagen, Vernetzungstreffen mit Getränken und Kuchen, auf dem Land oder im Garten, aber auch Partys und Kneipenabenden, in denen es darum geht, uns als Menschen, wie wir sind, Raum zu geben und uns selbst und gegenseitig zu zelebrieren.
Denn auch das ist wichtig und wird unterschätzt.

Caring for myself is not self-indulgence, it is self-preservation, and that is an act of political warfare.“ – Audrey Lorde

Hierbei spielt das Kennenlernen und Einnehmen neuer Perspektiven und das Teilen von Erfahrungen eine wichtige Rolle – Dinge aussprechen und außerhalb der Bubble reflektieren hat uns alle weitergebracht und durch die neuen Impulse einer Veranstaltungsreihe ist auch dieser Verein aus vorher großteils Unbekannten entstanden. Gerade unsere Unterschiede und verschiedenen Erlebnisse bringen Möglichkeiten uns zu stärken und zu erheben.

„The failure of academic feminists to recognize difference as a crucial strength is a failure to reach beyond the first patriarchal lesson.  In our world, divide and conquer must become define and empower.“ – Audrey Lorde

Essenzieller Bestandteil einer jeden Utopie ist Gerechtigkeit. Gerechtigkeit beginnt mit intersektionalem Feminismus.
Justopia beginnt mit einem Netzwerk aus diversen Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Fähigkeiten und oft wenig Kapazitäten. Justopia bietet ein niedrigschwelliges Einstiegsangebot für alle Menschen, die mehr über intersektionalen Feminismus lernen möchten (beispielsweise, warum es uns alle betrifft) oder um sich mit gleichgesinnten Menschen auszutauschen, in Verbindung zu treten und etwas zu bewirken. Es geht um das gemeinsame Senken von Hürden, Bekämpfen von Hindernissen, solidarisches Miteinander im Alltag, sowie in Krisen, um Empowerment als Prozess, um Austausch und zusammen Weiterentwickeln, Gestalten und Fordern. Es geht darum, gemeinsam zu Lernen, neue Wege zu suchen und zu finden. Und zwar im jeweils eigenen Ausmaß, Engagement und Tempo. Ohne Leistungsdruck, ohne Konkurrenz, ohne das aufgezwungene Sich-Vergleichen, das die gesellschaftliche Konditionierung uns nahegelegt hat.
Es geht aber auch darum, dass wir uns gegenseitig sagen, zeigen und daran erinnern, was wir alles schaffen, wie fantastisch wir sind und dass wir nicht allein mit den Situationen sein müssen, welche FLINTA* auf Grund der Zugehörigkeit zu dieser Gruppe ausgesetzt sind. Neben dem Versuch, gemeinsam Lösungen zu finden und Unterstützung zu bieten, ist ein essenzieller Teil von Justopia sicheren Raum zu gestalten, in dem wir seien können und Wertschätzung und Anerkennung teilen. So banal es scheint, manchmal müssen wir einfach hören, dass es nicht alles selbstverständlich ist. Feminismus ist Handarbeit – aber genauso auch Kopfarbeit.

Durch diesen Zusammenschluss erhoffen wir uns ein Netzwerk, welches sich gegenseitig bestärken kann, neue Projekte starten lässt, anderen Starthilfe gibt und vieles mehr –  um einen kleinen Schritt in Richtung einer gerechten Gesellschaft in Gleichheit zu gehen, unabhängig von geschlechtlicher oder sexueller Identität, Hautfarbe, Herkunft, Klasse, Alter oder Körper. Und dafür braucht es intersektionalen Feminismus. Von allen, für alle. Primär richtet sich dieses Netzwerk an FLINTA* (Frauen, Lesben, Inter-, Trans- und A-geschlechtliche Menschen und Menschen mit anderen von Genderdiskriminierung betroffenen Identitäten), jedoch ist es nicht exklusiv: Feminismus ist für alle.

Und das sollte auch in einem breiteren gesellschaftlichen Feld gesehen und anerkannt werden. Denn es geht nicht darum, etwas von anderen „wegzunehmen“. Es geht darum, dass alle das Gleiche bekommen sollten, unter gleichen Umständen, mit gleicher Behandlung und unter gleichen Bedingungen.
Feminismus kann viele Formen haben. Um eine Arbeitsgrundlage zu haben berufen wir uns bei der Definition von „Feminismus“ auf bell hooks Buch „Feminism Is for Everybody: Passionate Politics“ (2000):
„Feminism is a movement to end sexism, sexist exploitation, and oppression.“
„Feminismus ist eine Bewegung zur Beendigung von Sexismus, sexistischer Ausbeutung und Unterdrückung.“ also „ein Kampf zur Beendigung der sexistischen Unterdrückung“

Die am einfachsten gefasste Definition wäre also – wenn du gegen Sexismus, Ausbeutung und Unterdrückung bist und für uneingeschränkte Gleichberechtigung, bist du Feminist:in.
Jedoch ist es nicht das Ziel nur eine bestimmte Gruppe von Frauen* einer bestimmten Hautfarbe oder Gesellschaftsklasse zu unterstützen. Ebenso wenig privilegiert Feminismus Frauen* gegenüber Männern*. Und keinesfalls schließt Feminismus nach intersektionalem Verständnis Menschen außerhalb der heteronormativen Geschlechterbinarität aus. Im Gegenteil.

Menschen
Unter dem Dach von Utopia finden sich selbst-definierte Feminist:innen, aber auch Menschen, die erst genauer verstehen möchten, was sich unter den verschiedensten Ausprägungen genau verbirgt, oder solche, die ohne theoretische Literaturstudien im Alltag für ihren Feminismus eintreten. Wir sind nicht immer alle einer Meinung, wo ein Begriff, ein Sexismus, eine Diskriminierung anfängt oder aufhört und das ist auch okay. Dafür gibt es den Raum zum gemeinsamen Diskutieren, Lernen und Wachsen. Wir schätzen die unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen.

„Feminism is not a monolith. It is not a rigid set of rules. It is not one-size-fits-all. Feminism is a conversation, a discourse, a process, a journey.“ – Roxanne Gay

Für uns ist dabei jedoch eines klar: Feminismus kann nur intersektional sein.
Intersektionaler Feminismus erkennt an, dass Menschen Diskriminierung und Unterdrückung auf komplexe und miteinander verknüpfte Weise erfahren und dass Bewegungen für soziale Gerechtigkeit die verschiedenen Überschneidungen von Identitäten, welche das Leben der Menschen prägen, berücksichtigen müssen, um gerecht und nachhaltig zu sein. Dabei sind wir uns unserer eigenen privilegierten Positionen bewusst – als weiße Frauen*, teils cisgender, teils mit akademischer Laufbahn, zumeist geboren in Deutschland, großteils bei guter Gesundheit, körperlich uneingeschränkt und neurotypisch– und bemühen uns unentwegt um einen kritisch reflektierten und diskutierten Umgang damit, da wir die perpetuierten Machtdynamiken des Weißen Feminismus und Ableism konsequent ablehnen. Wir glauben an Bottom-Up-Feminismus, denn es ist keine Option, dass die Bedürfnisse und Erfahrungen der großen Mehrheit der FLINTA* ignoriert werden, welche im Kapitalismus unterdrückt und ausgebeutet werden, während wir cis-weibliche, weiße CEO aus der oberen Mittelschicht feiern, welche diese Ausbeutung aufrechterhalten und uns suggerieren, das wäre Gleichberechtigung (siehe trickle-down Feminismus, weißer Feminismus).

Da der Konsumkapitalismus (hetero)-patriarchal ist und geschlechtsspezifische und rassistische Ungleichheiten aufrechterhält, ist dessen Grundlage für eine gerechte Gesellschaft ebenfalls zu hinterfragen. Wir sehen Feminismus als eine transformative Bewegung, die wirtschaftliche und politische Systeme hinterfragt, welche diese Ungleichheiten erzeugen und perpetuieren. Eine gerechte politische Teilhabe aller Menschen ist notwendige Grundlage für uns, dafür gilt es Kooperationen auf Augenhöhe aufzubauen.

 „We need to build a movement that isn’t just a series of policy demands or a list of individual grievances, but that is transformative at its core.“  – Feminism for the 99%

Wichtig: Intersektionaler Feminismus kritisiert, dass sich traditionelle feministische Bewegungen oft auf die Erfahrungen weißer, cisgender Frauen aus der Mittelschicht konzentrierten und die Erfahrungen farbiger und/oder queeren Frauen, Frauen aus der Arbeiterklasse, Transfrauen und anderer marginalisierten Gruppen vernachlässigt oder ignoriert wurden. Ebenfalls ist ein pro-kapitalistischer trickle-down Feminismus keine Lösung für uns. Ein Feminismus der trans* Menschen ausschließt widerspricht sich mit unseren Ansichten grundlegend.